Die Liste der Fehltritte des Armin Laschet ist lang. Seien es verlorene Klausuren, die der Kanzleramtsanwärter pragmatisch mit einer Art Durchschnittsnote des jeweiligen Prüflings aufwog, offensichtlich mangelndes Verständnis im Bezug auf die in einer Pandemie nicht ganz irrelevanten Begriffe lineares bzw. expotentielles Wachstum oder der Dreistigkeit, angesichts zunehmender Unwetterprognosen für sein Bundesland Nordrhein-Westfalen Soforthilfen für Unwetterschäden aufzulösen – kaum liegt ihm keine vorgekaute und maßgeschneiderte Antwort auf dem Tisch, die er öffentlich rezitieren kann, so tut er sich offensichtlich schwer, den richtigen Tonfall und ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen.

Er ist ein Opportunist, brav hangelt er sich von Beförderung zu Beförderung, während er im aktuellen Dienst gerade so und stets bemüht die Mindestanforderungen für die nächste Sprosse der Kariereleiter erfüllt. Sein mangelndes, rethorisches Geschick, das nicht vorhandene Taktgefühl, das eigentliche Ausmaß dieses Karriereheißluftballons wird vor allem dann sichtbar, wenn er – wie schon angedeutet – sich in einer Situation befindet, in der er nicht auf eine Musterlösung zurückgreifen kann, zu der er vorher ausführlich gebrieft wurde. Offenkundig herablassendes Verhalten gegenüber Frauen – WDR-Moderatorin Susanne Wieseler nannte er in einem Interview „junge Frau“ -, oder die sinngemäße Aussage Laschets vor dem versammelten Landtag NRW, man sei immer gut beraten, jemandem zu misstrauen, der mit Wissenschaft argumentiert, das sind nur zwei von unzähligen Situationen, in denen Ihm kein Rhetorikcoach oder Wahlkampfstratege zur Seite stand.

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Laschet nutzte diese Gelegenheit grandios, um seine echte, seine unsouveräne, seine unprofessionelle Seite zu präsentieren. Während das Bundesland NRW wortwörtlich absäuft, das er so regiert, wie er es sich auch für die Bundesrepublik vorstellen würde, verleugnet er den Klimawandel und weiß im Kriseninterview ganz sicher, dass es keinen Grund gibt, etwas an der bisherigen Klimapolitik zu ändern. „Es konnte ja niemand Ahnen, dass es regnen würde. Davor war es ja noch trocken.“ stellt der Ministerpräsident dümmlich fest. Die Aussage hat sich rasch zu einem Meme entwickelt, ähnlich wie „Laschet denkt nach“, als Herr Laschet sich über die Osterfeiertage öffentlichkeitswirksam zurückzog, um – wie gesagt – nachzudenken, was man angesichts der eskalierenden Corona-Zahlen unternehmen könnte. Sein geniales Ergebnis: ein Lockdown. Also nichts, was Wissenschaft und Politik nicht vorher schon gesagt oder getan hätten.

Laschet ist ein Mann, dem sagt man, dass die Herdplatte heiß ist, und er wird mit allem Engagement beide Hände auf diese besagte Herdplatte drücken, dann ganz entsetzt feststellen, dass das ja heiß ist, um anschließend… tja, nichts zu tun, was andere nicht schon vor ihm getan hätten, wenn er denn überhaupt etwas tut. Aber er muss es selbst erleben, selbst erfahren, diese Hitze, diesen Schmerz. Was er nicht kennt, das gibt es nicht, denn der Wissenschaft kann man ja nicht trauen.

Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, stimmt der AFD zu und spricht offen sein Misstrauen gegenüber der Wissenschaft aus.

Diese pure Ignoranz gleicht dem Slapstick eines beliebigen Trashfilms der 80er-Jahre, bei dem der „Opfercharakter“ wieder und wieder durch Ungeschicktheit und Dummheit von einer Tortur in die nächste gerät, und die stur an den Tag gelegte Einfältigkeit dieses Mannes könnte auch wirklich komisch wirken, hätte sie nicht bei den jüngsten Flutkatastrophen in NRW über einhunder Menschenleben gekostet.

Denn eines steht inzwischen Fest: Laschet wusste um die Gefahr, die auf seine Bürger zukam, bereits neun Tage zuvor. Er wusste um die Unwetterwarnungen, die Vorhersagen von schweren Regenfällen und Überschwemmungen. Doch er unternahm: nichts. Stattdessen begab er sich auf Wahlkampfreise durch Deutschland. Später sucht er statt Dialog und Kontakt zu den Betroffenen vor Ort lieber als erstes die Kameralinse eines BILD-Teams auf und weiß auch wieder seinen Mangel an Anstand und Benimm zu beweisen, indem er während einer Rede des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Hintergrund der vom Hochwasser zerstörten Umgebung blödelte und feixte.

Mit dem Blick des Klassenclowns, die einzige Frau im Hintergrund lacht ausführlich, Laschet fühlt sich cool. In der nach viel Kritik folgenden Erklärung entschuldigt er sich dafür, dass er falsch verstanden wurde, nicht aber für sein Verhalten. Noch offensichtlicher kann man die Absenz von Taktgefühl oder Angemessenheit wohl nicht demonstrieren.

Armin Laschet, der Kasper aus NRW, soll ernsthaft ein Kandidat sein, um vier Jahre lang dieses Land zu regieren. So eindrucksvoll, wie er Nordrhein-Westfalen regiert.

Armin Laschet, ein Trump im Kleinformat – weniger Narzissmus und Meerschweinchen auf dem Kopf, dafür deutlich mehr von allem anderen, was man an Donald Trump an negativen Eigenschaften so nennen könnte: ein bekennender Wissenschaftsgegner, Frauenfeind, Leugner des Klimawandels. Wenn ich mir überlege, wie unbeholfen und kleingeistig Laschet sich schon bei der Verwaltung eines Bundeslandes anstellt, da wird mir bei dem Gedanken, Ihn auf die internationale Politik los zu lassen, ganz anders.

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Armin Laschet, der Kasper aus NRW
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Armin Laschet, der Kasper aus NRW