Dieser Artikel ersetzt nicht die Behandlung durch einen Arzt! Für eigene Erfahrungesberichte, Nachfragen und Ergänzungen sind die Kommentare geöffnet.

Meine Symptome der Covid-19 Infektion begannen am Morgen den 29. März. Am 14. April, über zwei Wochen später und nach einem medizinisch leichten Verlauf, konnte ich mich endlich freitesten. Etwa drei Tage nach dem Freitesten begannen die Probleme von Long Covid, mit denen ich heute den vierten Monat beginne.

Im Folgenden möchte ich kurz meine Behandlungsansätze und Erfahrungen schildern. Fakt ist, Long Covid ist unerforscht und die Schulmedizin ist weitestgehend ratlos. Fakt ist aber auch, dass Heilerde kaum helfen wird, den angeschlagenen Organismus wieder einzuspuren. Das Folgende ist rein subjektiv, Plazebo kann daher nicht ausgeschlossen werden, zudem besteht hierin keine Handlungsempfehlung.

Kippschwindel

Beim Kippschwindel fühlt es sich an – im Gegensatz zum drehenden Schwindel bei Kreislaufproblemen -, als würde der Boden unter den Füßen nach links oder rechts wegkippen. Man gleicht automatisch in die entgegengesetzte Richtung aus – und dadurch kippt man tatsächlich, es besteht ernste Sturz- und Verletzungsgefahr. Verursacht wird der Kippschwindel durch Entzündungsvorgänge im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs. Bei mir hat ein als homöopathisch bezeichnetes, pflanzliches Medikament namens Vertigoheel sehr gut geholfen, die Gleichgewichtswahrnehmung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Anfangs musste ich die höchste zulässige Tagesdosis einnehmen, um nicht sogar im Sitzen seitlich vom Stuhl zu fallen. Nach 2.5 Monaten habe ich das Medikament schrittweise abgesetzt, aber immer bei mir.

Wortfindungsstörungen

Das Wort liegt auf der Zunge, aber man kann es nicht sprechen. Wortfindungsstörungen schränken die Kommunikation stark ein, vor allem, wenn man seine Bedürfnisse nicht artikulieren kann. Mir hat es imens geholfen, mir Wörter oder Sätze, die ich nicht gefunden habe, aufgeschrieben vorzustellen und dann mit dem „inneren Auge“ abzulesen. Eventuell mit Stift und Papier probieren.

Husten

Ich hatte starken, trockenen Husten. Vermutlich habe ich mir bei einem Hustenanfall sogar eine untere Rippe gebrochen. Hiergegen habe ich viel inhaliert und alle möglichen Hustensachen ausprobiert, mit eher mittelmäßigem Erfolg. Beobachten konnte ich allerdings, dass der Hustenreiz durch Sprechen oder starkes Atmen stärker wurde.

Muskel- /Glieder- /Gelenkschmerzen

Ein dumpfer, wummernder Schmerz in Bereichen oder ganzen Körperteilen. Paracetamol ist dein Freund. Es wirkt entzündzungshemmend und als Schmerzmittel. Ibuprofen habe ich auch probiert, wirkte aber nicht so gut und zuverlässig. Achtung: Schmerzmittel können den Magen angreifen und sollten nicht dauerhaft genommen werden. Ich habe während der Infektion und die ersten 1,5 Monate danach mit Long Covid fast täglich 2 Tabletten Paracetamol genommen, um es irgendwie zu ertragen.

Nervenschmerzen

sind eine sehr hässliche und schlimme Sache. Von allen Unfällen und Verletzungen, die ich in meinem Leben bisher hatte, hat nichts so sehr weh getan wie die stechenden Nervenschmerzen während und nach der Infektion. Weder Paracetamol, noch Ibuprofen, noch Aspirin werden hier helfen. So es irgendwie ertragbar ist, sollte man sich schonen und den Anfall vorübergehen lassen. Wenn es nicht ertragbar ist, bitte Arzt aufsuchen. Medikation ist aber nicht ohne

Herzrasen, Herzstolpern, Herzschmerzen, extrem hoher Puls

Nach der Infektion ging mein Puls von „Anstrengungen“ wie „im Bett sitzen“ bereits über 130. Unbedingt einen Arzt aufsuchen, hier könnte eine Herzmuskelentzündung vorliegen! Meine Erfahrung nach hilft hier nur Ruhe und Zeit. Etwas lindernd kann ein Nerven-/Beruhigungs- oder Schlaftee wirken, aber das ist wohl eher fürs Gewissen.

Extreme Müdigkeit

Schlafen. Das ist das einzige was hilft.

Kraftlosigkeit, Erschöpfung

Vitamin B-Komplexe, Zink und Kurkuma, sowie „Mischung aus Gemüsepulver“ sollen hier helfen. Roter Ginseng soll zudem den Körper aufwecken und puschend wirken. Mich hat er aber unglaublich unruhig und hibbelig gemacht.

Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Brainfog

Selen- und Ginko-Ergänzungen

Kraftlosigkeit in den Beinen, fehlende Koordination in den Beinen

Kein Mittel gefunden. Ich gehe immer noch mit Stock.

schlechte Feinmotorik in Händen und Fingern, Zittern

Motorikübungen für Instrumentalisten, Mühlenspielsteine mit zwei Fingern auftürmen und wieder abbauen.

Atemnot

Hier habe ich die Boteyko Methode ausprobiert. Dabei handelt es sich um eine Atemtechnik, die das Ziel hat, einen „Druckunterschied“ zwischen CO2 und O2 im Körper auszugleichen und damit den Austausch der beiden Gase zu verbessern. Erfolge konnte ich tatsächlich spüren, jedoch ist dies sehr anstrengend und eignet sich daher nur bedingt für Long Covid Patienten. Interessant: die Atemnot tritt bei mir auf, obwohl ich stets eine Sauerstoffsättigung von 96-99% habe.

Schlafstörungen

Gegen nächtliche Schlafstörungen habe ich Lavendelpastillen probiert, verschiedene Tees und Melatonin. Das funktioniert mal besser, mal schlechter, stark abhängig davon, wieviel ich tagsüber schlafe. Tendenziell verbessert es die Nachruhe sicherlich.

Ein Wort zur Reha

Ich habe bisher keine Reha gemacht. Ursprünglich war ich einer Reha sehr angetan. Allerdings habe ich im Verlauf von Long Covid immer wieder beobachtet, dass ich bei kleinen Überanstrengungen extrem große Rückschläge erlebe. Sei es die letzte Treppenstufe, unruhige Nächte mit zu wenig Schlaf oder irgendetwas anderes, was nicht total gepasst hat: mir ging es anschließend unmittelbar und teilweise für mehrere Wochen lang deutlich schlechter, als zuvor. Da die konventionelle Reha aus einem vorgegebenen Programm besteht, sehe ich hier nicht die Möglichkeit, auf die tagesabhängige Belastbarkeit rücksicht zu nehmen. Tatsächlich habe ich von einigen Rehagängern mitbekommen, dass es Ihnen im Verlaufe der Reha und danach zunehmend schlechter ging. Die Ursache ist natürlich nur Vermutet, aber meinen persönlichen Erfahrungen nach, wie instabil und unberechenbar unbelastbar mein Körper zur Zeit ist, ist dies eine plausible Erklärung.

Gute Besserung und lebe lang und in Frieden.

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